In Folge 15 spricht Robert Rauhut mit Prof. Dieter Hattrup über den Roman „Der Erwählte“ von Thomas Mann. Diese Geschichte, sagt Thomas Mann, „ist die Endform der Legende, sie bewahrt mit reinem Ernste ihren religiösen Kern, ihr Christentum, die Idee von Sünde und Gnade.“ Man denkt gar nicht an einen religiösen Dichter bei ihm, seine Bekehrung ist spät geschehen und wird verdeckt durch viel Ironie. Der „Erwählte“ ist eine christliche Ödipusgeschichte, die im Mittelalter sehr beliebt war und eine vorletzte Fassung fand bei Hartmann von Aue. Die letzte dann ist diejenige von Thomas Mann. Der Gregorius der Legende hat wenig zu tun mit Papst Gregor dem Großen, sie hat aber gerade diese Größe zum Inhalt, die nicht weltlich ist, sondern von Gott stammt.